Sonntag, 30. Juli 2017

"Buen Vivir"

- das "gute Leben" als Verfassungsbestandteil -



Unter dem Präsidenten Rafael Correa wurde das "Buen Vivir" in der neuen Verfassung von 2008 fest verankert. Ein Jahr später folgte auch Bolivien diesem Vorbild. Buen Vivir bedeutet "gutes Leben". Auf Quichua, einer indigenen Andensprache wird es "Sumak Kawsay" genannt. Das "Buen Vivir" beruht auf einer von indigenen Traditionen geprägten Weltansicht.


Im Artikel 275 der ecuadorianischen Verfassung wird es wie folgt beschrieben:
"Das Buen Vivir erfordert, dass Personen, Gemeinschaften, Völker und Nationen tatsächlich im Besitz ihrer Rechte sind und ihre Verantwortlichkeiten im Kontext der Interkulturalität, des Respekts ihrer Vielfalt und des harmonischen Zusammenlebens mit der Natur ausüben."

 Statt als Objekt der Nutzung wird die Natur als Rechtssubjekt dem Menschen gleichgestellt.

"Die Natur hat auch Rechte"


"BUEN VIVIR" ALS ALTERNATIVES WIRTSCHAFTSMODELL

Somit unterscheidet sich die Weltanschauung des "Buen Vivir" gänzlich von der westlichen Weltanschauung, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und über die Natur bestimmt. 
Des Weiteren wird der Begriff des Wachstums ganz unterschiedlich verwendet.
Unter der westlichen Wachstumsidee wird der Erfolg der Ökonomie an der Menge Produzierter Waren und Dienstleistungen gesehen. 
Der ökonomische Erfolg des "Sumak Kawsay" misst sich hingegen durch die Steigerung der Lebensqualität der Menschen unter der Beachtung des Schutzes der Natur. Somit steht dort das Wohlergehen der Natur und des Menschen im Mittelpunkt. Mit dem Wohlergehen des Menschen ist ein materiell genügsames Leben in Gemeinschaft gemeint. Die Erfüllung der Grundrechte auf Nahrung, eine würdige Arbeit, Bildung, Wohnen und politische als auch kulturelle Teilhabe.  
Das Konzept des "Buen Vivir" efreut sich zurzeit großer Popularität in Lateinamerika, auch weil es eine Antwort auf das Scheitern neoliberaler Politik gibt.
Des Weiteren finden sich viele Anknüpfungspunkte für Wachstumskritiker und Umweltaktivisten. Davon gibt es vor allem in Deutschland recht viele (dies war zuletzt unter anderem durch die zahlreichen G20-Proteste in Hamburg zu erkennen). Wachstum ist nicht grenzenlos. Daher werden alternativen zur kapitalistischen Wirtschaftsidee gesucht.
Man könnte sich nun die Frage stellen inwiefern das "Buen Vivir" zumindest teilweise auch auf Deutschland oder sogar die EU übertragbar ist.
Das "Buen Vivir" stellt ein Konzept alternativer Wohlstandsmessung ohne Messgrößen wie das Bruttoinlandsprodukt oder Wirtschaftswachstum dar und zeigt somit einen Bruch mit herrschenden Wirtschafts- und Konsummodellen. Es sorgt ebenfalls für die Auflösung der gegensätzlichen Begriffe "entwickelt" und "unterwickelt", die oft als Beschreibung für den "Entwicklungsstand" eines Staates in betracht gezogen werden.


DIE UMSETZUNG

Die Schaffung der Natur als Rechtssubjekt führt zu einem anderen Umgang mit ihr.
Sollte es zumindest. 
In der Theorie klingt das Modell des "Buen Vivir" recht einfach und nachhaltig, aber wie ist es mit der Umsetzung in die Praxis?


In der Regierungszeit Rafael Correars gab es mehrmals Kritik von Seiten des indigenen Dachverbandes CONAIE (Confederacion de Nacionalidades Indigenas del Ecuador). CONAIE gilt als wichtigste indigene Organisation, die die indigenen Ansprüche auf politischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Ebene vertritt. Außerdem ist die durch die verbündete Partei Pachakutik auch im Parlament vertreten. Eine ihrer Hauptansprüche ist die Wahrung der Natur. Somit ist CONAIE eine Art indigene Kontrollinstanz zur Einhaltung des "Buen Vivir" auf politischer Ebene.
CONAIE warf Correa durch seine autokratische Regierungsweise den Verstoß gegen das "Buen Vivir" vor. Kritisiert wurde vor allem die Ausbeutung der Rohstoffe, allem voran das scheitern des Umweltprojektes "Yasuni-ITT" (genaueres dazu gibt es von mir in einem weiteren Blogeintrag). Correa erwiederte der Kritik, dass ohne die dadurch erworbenen Finanzen das "Buen Vivir" für die Bevölkerung nicht gegeben wäre. In seiner Amtszeit konnte Correa nicht nur die Armut drastisch sänken, sondern durch hohe Investitionen in den Bildungs- und Gesundheitssektor auch diese deutlich verbessern.
Dies zeigt, dass es in Einzellfällen sehr schwierig ist so zu handeln, dass das "Buen Vivir" sowohl für die Bevölkerung als auch für die Natur gewährleistet ist.

Wandern in Dos Mangas

- wie im Dschungel -


Dos Mangas ist ein kleiner Ort, der etwas mehr als eine Stunde nördlich von Puerto Lopez liegt. Dort waren Henny und ich Wandern. Insgesamt ging die Wanderung vier Stunden. Ziel war ein 80 Meter hoher Wasserfall. Auf dem Hinweg haben wir sogar einige Affen gesehen. Gerade die Flora und Fauna des letzten Stücks war der des Dschungels sehr ähnlich.

das Infozentrum am Eingang

 Mit Guide und Gummistiefeln konnte die Wanderung beginnen.



laufende Blätter


ein Affe!


 Aus einem Blatt hat unser Guide Bolivar schnell eine Krone gezaubert.




der 80 Meter hohe Wasserfall






Montag, 17. Juli 2017

Zu Besuch im Norden Manabis

- Triathlon, Puppentheater & Lesestunde -


Am Wochenende sind Henny und ich in den Norden Manabis gefahren. Zunächst um Samstagmorgen Lena beim Triathlon in Bahia zuzusehen und um uns anschließend mit Paola & Josef zu treffen. Paola und Josef sind von Clara Luna, einer Sprachschule hier in Puerto Lopez, bei der ich seit einigen Monaten acu nachmittags Englischunterricht gebe. Einmal im Monat fährt Paola mit Freiwilligen in das vom Erdbeben 2016 sehr stark betroffene Gebiet im Norden Manabis. Dort haben wir an vier verschiedenen Standorten (Bahian, Canoa & Umgebung) Literaturaktivitäten gemacht. Zu Beginn haben wir mit den Kindern einige Bücher gelesen, das Thema wwar "Monster", dann haben wir etwas gemalt und ein Puppentheater vom "Gruffalo" vorgespielt. Das ganze hat sehr großen Spaß gemacht!

die Fahrräder beim Triathlon in Bahia

die Schwimmer




Staffelwechsel, Lena ist Fahrrad gefahren


Zieleinlauf des Siegers


"Lasst uns zusammen unsere Traumstadt wieder aufbauen"

Bahia war einer der am stärksten betroffenen Orte nach dem Erdbeben 2016. Auch heute noch sieht man an sehr vielen Ecken Risse in den Wänden, Rückstände eingestürzter Häuser und Notunterkünfte.

die Brücke die Bahia mit San Vicente verbindet

"Deine Hilfe ist sehr wichtig"

Bahia von der Brücke aus


Henny auf der Brücke


ein Strandrestaurant

Hamburgesa de camaron - Krabbenburger




Notunterkünfte

In diesen Wellblechhütten leben die Menschen teilweise seit über einem Jahr.

Josef und ich haben alles für das Puppentheater aufgebaut

Lesestunde mit den Kindern




jedes Kind durfte ein Bild mit dem Farbmonster machen


Standort Nummer 2
(eine Schule außerhalb von Canoa)



Standort Nummer 3
(ebenfalls außerhalb von Canoa)




Standort 4 - eine Schule in Canoa


Die Containerklassenräume sind besser als unsere Klassenräume in Salango, da die Wände bis obenhin geschlossen sind und so der Lärm der anderen Klassen nicht zu hören ist. Außerdem sind sie sehr groß und geräumig.




hier haben wir mit zwei Klassen gearbeitet





Rückweg von der Schule zur Hauptstraße, um mit dem Bus zurück nach Puerto Lopez zu fahren.